Wiederentdeckt & Wiedervereint
Rahmen und Bilder von Ernst Ludwig Kirchner
Die Ausstellung widmet sich der bislang wenig beachteten Einheit von Bild und Rahmen im Werk von Ernst Ludwig Kirchner. Der Expressionist gestaltete für nahezu jedes seiner Werke einen individuellen Rahmen, der nicht nur Schutz, sondern ein integraler Bestandteil des Gesamtkunstwerks war.
Erstmals wird Kirchners künstlerischer Umgang mit Rahmen in Analogie zu seiner malerischen Entwicklung umfassend präsentiert – von den Anfängen in der Künstlergruppe Brücke bis zu seiner Schaffenszeit in Davos. Dank bedeutender Leihgaben aus internationalen Museen, dem Kirchner Museum Davos, dem Kirchner Nachlass sowie der Galerie Henze & Ketterer können rund 60 Werke gezeigt werden – darunter selten erhaltene Original-Bild-Rahmen-Kombinationen und kürzlich wiedervereinte Werke wie das Gemälde „Blick ins Tobel“.
Die Ausstellung eröffnet einen neuen Blick auf Kirchners Schaffen und macht sichtbar, wie sehr seine Rahmen Teil seiner Kunst sind – ein Wiederentdecken und Wiedervereinen, das die Einheit von Gemälde und Rahmen in den Mittelpunkt stellt.
Buchheim Museum Bernried, 13. Oktober 2024 – 12. Januar 2025
DIE SCHÖNSTEN AUSSTELLUNGEN
WIEDERENTDECKT & WIEDERVEREINT. Rahmen und Bilder von Ernst Ludwig Kirchner wurde neben bedeutenden Ausstellungen in Berlin, Hamburg, Bern, Wien und Granada von WELTKUNST als eine der schönsten Ausstellungen des Monats Dezember ausgezeichnet.
Das Bild endet nicht
„Dass nur noch sehr wenige originale Bild-Rahmen-Kombinationen existierten, störte die Ausstellungsmacher der letzten Jahrzehnte offensichtlich recht wenig.“
„Dabei jagte eine Kirchner-Ausstellung die nächste. Stellt sich die Frage: Haben wir jemals überhaupt eine echte gesehen? Durfte man das dann überhaupt “Kirchner-Ausstellung“ nennen? Wenn die epochalen Gemälde sozusagen aus ihrem Zusammenhang gerissen sind, ihres würdigen, vom Künstler eigens für das Motiv entworfenen Rahmens beraubt sind?“
„Das klingt schlimm, weil der Eingriff ins Kunstwerk von Ignoranz und Besserwisserei zeugt.“
„Eine Ausstellung, die lehrreich und schön, auch zu Reflexionen über unser Kunst- und Ausstellungswesen anregt.“
Joachim Goetz, AZ, 23. Oktober 2024
Weil es zusammengehört
„Zu verdanken ist diese fulminante Bilder- und Rahmenschau vor allem der jahrzehntelangen Forschungsarbeit von Werner Murrer, der seinen Beitrag im Ausstellungskatalog zwar bescheiden als Schlussbemerkung eines Rahmenmachers betitelt, tatsächlich aber nicht nur Initiator, Organisator und Kurator der Ausstellung ist, sondern auch für die ausgesprochen stimmige Präsentation an farbigen Wänden verantwortlich zeichnet.“
Katja Sebald, Süddeutsche Zeitung, 11. Oktober 2024
UNZERTRENNLICH
Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler
»Ungerahmte Bilder gebe ich niemals auf Ausstellungen, das geht bei meinen Arbeiten nicht. Wenn ich etwas mache, so recht und gut als irgend möglich, sonst lieber nicht.« Ernst Ludwig Kirchner
Das Zitat zeigt nicht nur, wie unzertrennlich Bild und Rahmen für Kirchner waren, es steht vielmehr exemplarisch für die Bedeutung, welche die selbst gestalteten Rahmen für alle Künstler der Brücke hatten. Ein Gemälde wird vom Künstler nicht länger einem Rahmen zugeordnet, der in der Kunstgeschichte dann als Originalrahmen zu gelten hat. Die Künstler der Brücke werden vielmehr selbst zu Gestaltern ihrer Rahmen: Der Originalrahmen wird zum Künstlerrahmen. Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel, Emil Nolde, Otto Mueller und Max Pechstein entwarfen für ihre Gemälde Rahmen, sie nutzten besondere Rahmenprofile, versahen sie mit geschnitzten Ornamenten, fassten und gestalteten sie farblich. Sie betrachteten Gemälde und Rahmen als untrennbare ästhetische und kompositorische Einheit. Darüber hinaus maßen sie den selbst gestalteten Rahmen eine bedeutende Mittlerrolle zu: Durch sie verbanden sich die Bilder mit dem umgebenden Raum. Nur so konnte die Malerei mit dem für den Expressionismus so maßgeblichen Konzept des Gesamtkunstwerks in Einklang gebracht werden.
Umso erstaunlicher ist es, dass die Rahmen bei der Rezeption der Brücke bislang keine Beachtung gefunden haben. Fast immer wurden die als zu schlicht empfundenen Künstlerrahmen von Kunsthändler*innen, Sammler*innen und sogar Museumsleuten durch prunkvollere, in der Regel vergoldete Rahmen ersetzt. In Wissenschaft und Ausstellungspraxis spielten sie bis heute kaum eine Rolle. Und selbst in der Literatur gibt es so gut wie keine Abbildung, die ein Gemälde in seinem Rahmen zeigt. Diese Lücke wird nun geschlossen.
Brücke-Museum, Berlin, 16. November 2019 – 12. März 2020
Buchheim Museum, 28. März – 5. Juli 2020 (musste Corona bedingt abgesagt werden)
Die Rahmen der Brücke-Künstler
Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Künstler in Deutschland, ihre Rahmen selbst zu gestalten. Sie entwickelten eigene Profile, verzierten sie mit Ornamenten und bronzierten oder fassten sie farbig, um Bild und Rahmen harmonisch zu verbinden. Besonders die Künstlergruppe Brücke widmete sich intensiv der Rahmengestaltung, die zu einem wichtigen Ausdrucksmittel wurde.
Auf einer historischen Aufnahme aus der Galerie Arnold in Dresden (1910) sind die schlichten, flachen Profile der Rahmen von Kirchner, Schmidt-Rottluff und Heckel zu erkennen. Um ihre Rahmungsabsichten zu erforschen, wurden Briefe, Notizen, historische Fotos und erhaltene Originalrahmen analysiert.
Die Sonderschau Die Rahmen der Brücke-Künstler auf der Exponatec Köln präsentiert dieses Wissen erstmals einem breiten Publikum. Im Fokus stehen nicht die Gemälde, sondern die Rahmen selbst – aus verschiedenen Museen und der Sammlung WERNER MURRER RAHMEN. Die charakteristischen Profile verraten die Handschrift der Künstler: Schmidt-Rottluffs Rundstab auf Plattenrahmen, Noldes geschnitzte Eckornamente und Muellers massives Dreiecksprofil.
EXPONATEC, Köln, 18. - 20. November 2015