Frame Expert
Werner Murrer – Zwischen Sherlock Holmes und Provenienzforschung
Ein Blick über den Bildrand, der bewegt und inspiriert
Die kunsthistorischen Forschungsaufgaben scheinen klar gegliedert zu sein: Die Vorderansichten gehören den Kunsthistoriker:innen, die Rückseiten den Provenienzforscher:innen – aber wer kümmert sich eigentlich um die Rahmen?
Das mag ein sehr provokativer Einstieg sein, aber die längste Zeit hat sich der forschende Blick in Universitäten und Museen allein auf das Bild gerichtet und den Rahmen im wahrsten Sinne des Wortes außen vor gelassen.
Zu der Einsicht, dass beides zusammengehört und zu sehen ist, hat unser Gast wesentlich beigetragen.
In der dritten Ausgabe der Berufs-Bilder hat Werner Murrer, Rahmenexperte, Kurator und Dozent aus München, mit seiner Leidenschaft für Rahmen eine ganz neue Perspektive eröffnet. Im Gespräch mit der Kunsthistorikerin Waltraud Lenhart von Beruf Kunstvermittlung e. V. zeigte er: Der Rahmen ist nicht nur Beiwerk – er ist Teil der Kunst, Teil ihrer Geschichte und oft ein stiller Erzähler vergangener Zeiten.
ArtVenture Club, Berufs-Bilder № 3: Werner Murrer: Rahmenexperte, 18. Februar 2025
BETRACHTUNGEN EINES RAHMENMACHERS
Out of the Box | Crossing Borders
Ein Rahmen? Ja, ein Rahmen! Ein einfacher, schwarzer Rahmen? Kein Profil, kein Gold? Nur Nadelholz, nicht einmal Ebenholz? Das soll etwas Besonderes sein? Ja, so ist es! Auch deshalb, weil er für eine Grenzüberschreitung steht.
Die Expressionisten, allen voran die Mitglieder der Künstlergruppe Die Brücke, setzten sich intensiv mit Rahmen auseinander. …
PARCOURS, DAS MAGAZIN | THE MAGAZINE, BAYERISCHE STAATSGEMÄLDESAMMLUNGEN, 2025
10 Jahre Maison des Métiers d’Art
Ein Abend im Zeichen der Craftsmanship
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Maison des Métiers d’Art, organisiert von Cartier am 17. Oktober 2024 in München, sprachen Romain Moyse und Werner Murrer in einem Talk über die Bedeutung traditioneller Handwerkskunst, ihre Herausforderungen und Zukunftsperspektiven.
Ein inspirierender Abend, der die Leidenschaft für meisterhafte Handwerkskunst in den Mittelpunkt stellte.
Meisterwerke und ihre Rahmen
Caspar David Friedrich
Prof. Dr. Alexander Klar (Direktor der Hamburger Kunsthalle) und Dr. Markus Bertsch (Leiter der Sammlung 19. Jahrhundert) führen mit Werner Murrer ein Expertengespräch zum Thema Rahmen bei Caspar David Friedrich – ein besonderer Einblick in die Bedeutung der Rahmung in Friedrichs Werk.
Hamburger Kunsthalle, 23. Juli 2023
Zitate
„I really want to know what that picture will look like if I break its frame.“
„I don’t like picture frames, because they often cover up what’s interesting.“
„To frame something is, to me, to enclose it, to beautify it and to fence it in.“
„Die Rahmen werden nicht mehr nur als Beiwerk wahrgenommen, sondern rücken ins Zentrum der Betrachtung.“
„CO₂ war ein großes Thema Anfang der Neunzigerjahre, und meine Entscheidung damals, meine großen Bilder nicht rahmen zu lassen, hatte wirklich auch einen Umweltaspekt.“
„Wer einmal mit Werner Murrer über Bilderrahmen gesprochen hat, der betrachtet Kunst mit anderen Augen. Zu oft stecken Bilder im falschen Rahmen - Murrers Forschung, zum Beispiel zu den Expressionisten, ist wirklich bahnbrechend.“
„Lisa Marei Schmidt: Wir haben doch dieses Projekt zu den Rahmen gemacht, mit Werner Murrer zusammen, was für mich auch ein totales Highlight war, weil ich danach […] kein Werk mehr ohne den Rahmen betrachten kann. [… ]
Lisa Zeitz: Ja, ich zähle auch zu den vielen Werner-Murrer-Fans. Die Rahmen, wenn man sich damit mal so beschäftigt, dann kann man nur sagen …
Lisa Marei Schmidt: ... man kann nicht mehr zurück.“
„Als Maler muss man konservativ sein. Denn sonst müsste man sich gar nicht erst die Mühe machen, eine Leinwand aufzuspannen, um dann für das Resultat der malerischen Bemühungen noch einen Rahmen verfertigen zu lassen. Das ist doch ein zutiefst konservativer Gestus.“
„Es geht mir nicht mehr aus dem Sinn, wie er (Not Vital) sich einmal bei uns auf der Ofenbank niederliess und eine neue Zeichnung gegen eine ältere austauschte. Er nahm die auszutauschende Zeichnung eigenhändig aus einem seiner selbst geschlämmten Rahmen heraus, zerknüllte sie und warf sie vor unseren Augen in das Ofenfeuer.“
„Entsetzlich!“
„I’m leaving the table
I’m out of the game
I don’t know the people
In your picture frame“
„Robert [Mapplethorpe] kaufte dutzendweise zeitlose silberne Bilderrahmen. Für einen Dollar pro Stück waren sie sehr beliebt; man traf sogar Leute wie Susan Sontag, die sie dort kauften.“
„... die finanziellen Mittel, in jedem Foto genau das umzusetzen, was ihm vorschwebte, und sich von einem Schreiner, Robert Fosdick, aufwendig gestaltete Rahmen bauen zu lassen.“
„Was den Rahmen betrifft: damals verwendete ich manchmal eine Leiste als “Kantenschutz“, ca. 25mm breit und 5mm dick, irgend ein billiges Holz. Meist bevorzugte ich – wie noch heute – die Leinwand ohne Rahmen.“
„The real damage done to our environment is not done by graffiti writers and drunken teenagers, but by big business… exactly the people who put gold-framed pictures of landscapes on their walls and try to tell the rest of us how to behave.“
„Der Fehler fängt schon an, wenn einer sich anschickt, Keilrahmen und Leinwand zu kaufen.“
„Viktor zupfte an seinen Manschetten, trank Tee, die Wand hinter ihm war durchsiebt, der Monet-Rahmen zersplittert …“
„Es ist der leere Rahmen, der uns zum Sehen zwingt.”
„Warum werden Bilder denn gerahmt? Warum wirken sie anders, wenn wir sie aus dem Rahmen lösen?“
„Ungerahmte Bilder gebe ich niemals auf Ausstellungen, das geht bei meinen Arbeiten nicht. Wenn ich etwas mache, so recht und so gut als irgend möglich, sonst lieber nicht.“